Wie läuft eigentlich das Fach Literatur unter Corona Bedingungen? Kreativität auf Abstand?!

Das Fach Literatur besticht normalerweise durch sehr viel aktive Zusammenarbeit und Zusammenspiel auf der Bühne. Im Schuljahr 2019/20 begann der Literaturunterricht auch genau so, doch auch hier mussten wir umplanen. Die ursprüngliche Arbeit an Shakespeares Sommernachtstraum mit dem Plan der Aufführung wurde in ein Videoprojekt umgewandelt, dass einzeln oder als Zweiergruppe realisiert werden musste, auf jeden Fall aber auf Abstand. Die einzigen inhaltlichen Vorgaben lauteten:

  1. Mindestens ein Charakter des Stücks muss klar wiedererkennbar sein.
  2. Mindestens ein Textauszug muss aus dem Originaltext übernommen werden, darf aber in einem anderen Kontext verwendet werden.
  3. Das Produkt muss ebenfalls einer Szene des Stücks zuordbar sein, darf aber darüber hinausgehen oder bis ins Absurde verändert werden.

Ein besonders gelungenes Ergebnis und einen Bericht zur Entstehung dieses Videos von Adham El Mansy (Q2) finden Sie im Anschluss.

Nach einem „schauspielerischen Grundkurs light“ beginnt der aktuelle Literaturkurs (2020/21) ähnlich kreativ gerade mit der Arbeit an Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“.

Ich hoffe, dass das Video und der Bericht für das Fach Literatur begeistern.

Text: A. Dick

 

Hallo alle zusammen,

mein Name ist Adham El Mansy und ich bin momentan in der Q2 (12. Klasse).

Ich hatte mich damals für Literatur entschieden, weil ich einerseits als Musiker selbst den Unterricht im Fach (Musik-Theorie) für teils unkreativ/ineffektiv hielt. Andererseits hatte ich aber auch das große Interesse, meine Schauspielkünste zu erweitern und kannte Herrn Dick, sowie seine Erfahrung im Theater bereits aus der 7.-9. Klasse. Mir war also klar, dass ich mich in diesem Fach am kreativsten ausüben und motivieren konnte. Und während dieser kurzen Zeit hatte ich auch viel Spaß am Unterricht – einen Satz, welchen ich definitiv selten zuvor gesagt habe.

 Als letzte Aufgabe in der Q2 mussten wir die Komödie „Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare kreativ in einem Video verarbeiten – zwar war der Plan zuvor das Stück in der Schule aufzuführen, jedoch mussten wir aufgrund des  Coronavirus auf diese Option ausweichen. Einerseits fand ich es schade, das Theaterstück nicht aufführen zu können, andererseits hatte ich so volle kreative Kontrolle über mein Werk.

 Da ich selbst Musiker bin und mich zudem der Streit zwischen den Charakteren Oberon und Titania auf die Idee eines Rap-Battles brachte, entschied ich mich, ein Musikvideo zu dieser Szene zu produzieren.

Dabei erwiesen sich einige Herausforderungen:

Die Idee als ganze war (wie man so schön heute sagt) „cringe af“ im Vergleich zu allem, was ich vorher kreiert hatte. Jedoch hatte ich dieses Gefühl relativ schnell überwunden.

Erstens musste ich einen Beat produzieren. Glücklicherweise hatte ich aber schon ca. 5 Monate zuvor ein Instrumental produziert, welches sich bei leichter Bearbeitung (Down-Pitching der Melodie) perfekt für die mystische Nachtatmosphäre der Komödie eignete.

Als zweites kam der lyrische Inhalt. Hier war es neu für mich auf Deutsch zu schreiben – zuvor verfasste ich meine Texte nur in Englisch. Allerdings half mir die Szene als Vorlage sowie der Ansatz, einfach eine Diskussion zwischen beiden Charakteren zu gestalten.

Dann habe ich alles aufgenommen und gemixt. Wenn man genau hinhört, erkennt man auch, dass die Stimme Oberons tiefer als die von Titania ist (Down-pitching) und die Stimme Pucks, welche gelegentlich auftritt, stark hoch-gepitcht wurde. Somit konnte ich mir einen Song erstellen, welcher einfach zu visualisieren war.

Nun musste ich ein Musikvideo drehen. Dies fiel mir definitiv am schwierigsten, da ich einerseits die Lyrics in sehr kurzer Zeit auswendig lernen musste und zudem einen bereits lächerlichen Text mit noch lächerlicherem Schauspiel verkörpern musste. Mir war es auch zunächst ein Rätsel, wie ich eine Frau sowie den hyperaktiven Puck erkennbar repräsentieren konnte. Also entschied ich mich bei Titania für einen halb zugeknoteten Schal und bei Puck für einen klassischen „Penner-Look“.  Zudem waren starke Mimik und Gestik für mich sehr wichtig. Diese fielen mir sehr schwer auszuüben, da ich mit diesen lächerlicher denn je aussah. Jedoch war mir von Beginn an klar, worauf ich mich hier einließ, weshalb ich es durchzog. Schließlich erfolgte der Schnitt des Videos und somit die Beendung des Projektes.

 Auch wenn ich viele Male erklärt habe, wie sehr mir einzelne Sachen auch peinlich waren, so hatte ich bei der Kreierung dieses Videos dennoch sehr viel Spaß, da ich hier frei und kreativ gestalten konnte. Zudem war es mir definitiv außerschulisch auch sehr hilfreich, da es mich so gezwungen hat, jeden Aspekt eines Musikvideos – vom Drehbuch bis zum Schauspiel und Schnitt – selbst zu übernehmen und mir in meiner Musiklaufbahn später sicherlich behilflich sein wird.

 Also ist mein Fazit für alle Interessierten:  

Wenn ihr zu stolz seid, um euch gelegentlich mit Aktivitäten zu befassen, welche euch eventuell peinlich sein könnten – dann ist Literatur nichts für euch.

Wenn ihr euch aber auch kreativ ausleben, aktiv sowie flexibel in eurer Arbeit sein wollt und dem regulären Schulalltag für jeweils 2 Wochenstunden entkommen wollt – dann ist Literatur etwas für euch. Und ein bisschen Kreativität schadet niemandem.

 “Just know the Earth is just a rock without the voices of art” – Kendrick Lamar 

Danke an Herrn Dick sowie meinen Mitschülern für die tollen Literaturstunden letztes Jahr. Ich vermisse diese jetzt schon in diesem stressigen Jahr 2020.

Text und Video: Adham El Mansy

 

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